ORGEL plus FESTIVAL Biestow
"Pop - Neue Wege gehen"
Rostock | Dorfkirche Biestow | 12. September 2025
Ein Bericht mit Fotos von Bodo Kubatzki
"Pop - Neue Wege gehen"
Rostock | Dorfkirche Biestow | 12. September 2025
Ein Bericht mit Fotos von Bodo Kubatzki
Nach dem Konzert, über das ich an dieser Stelle berichten möchte, treffen wir uns im Pfarrhaus der Biestower Kirchgemeinde bei einem Glas Wein und leckeren Häppchen. Wir kommen mit den Künstlerinnen und Künstlern des Abends ins Gespräch, vor allem mit Dirk Zöllner. Ein Freund fragt anschließend: "Sag mal, wie lange kennst du Dirk eigentlich schon?" Ich zögere nicht lange und denke an meinen jüngsten Konzertbericht zurück, in dem ich darüber schrieb, dass wir 1987 oder 1988 bei einem gemeinsamen Auftritt unserer damaligen Band PORTO mit seiner Band Chicorée aufeinander trafen. Seitdem verfolge ich viele seiner Aktivitäten: Die Zöllner als Duo, als Trio Infernale, als ZöllnerFIVE und als Zöllner Bigband. In der Dresdner Staatsoperette erlebte ich ihn als Jesus im Musical "Jesus Christ Superstar", sah ihn in Neustrelitz und in Berlin gemeinsam mit anderen Künstlern im "Café Größenwahn". Die Projekte "7 Sünden" und "Dirk im Glück" habe ich mir nicht entgehen lassen. Zu Beginn dieses Jahres beeindruckte er mich gemeinsam mit Manuel Schmid, André Gensicke und Marek Arnold im Programm "Die schönsten Balladen aus dem Land vor unserer Zeit", und im Sommer durfte ich der Re-Union seiner Band Chicorée beiwohnen. Ich würde mich also durchaus als Fan dieses vielseitigen Ausnahmekünstlers bezeichnen. Auch das heutige Konzert sollte eine interessante Überraschung werden.
Das ehemalige Bauerndorf Biestow im Süden Rostocks gehört seit 1950 zur Hansestadt. In der bereits im Jahr 1298 geweihten Feldsteinkirche befindet sich eine historisch bedeutsame Friese-III-Orgel aus dem 19. Jahrhundert, die sich weitgehend im Originalzustand befindet. Seit April dieses Jahres veranstaltet der Förderverein Kirchenensemble Biestow e. V. das "Orgel plus Festival" - eine Konzertreihe mit sechs sehr unterschiedlichen Programmen. Im Mittelpunkt steht dabei stets die Orgel, die in einen spannenden Dialog mit anderen Instrumenten und Kunstrichtungen tritt. Zwar habe ich erst vor Kurzem von diesem Festival erfahren, doch bleibt mir immerhin die Gelegenheit, heute das fünfte Konzert zu erleben, bei dem u. a. Dirk Zöllner zu Gast sein wird. Unter dem Motto "Neue Wege gehen" erwartet das Publikum eine genreübergreifende musikalische Begegnung von Orgel, Saxofon, Gesang und Chor - ein vielversprechendes Experiment zwischen Tradition und Moderne.
Die kleine Feldsteinkirche von Biestow ist an diesem Abend gut gefüllt, als um Punkt 19:30 Uhr das altersmäßig bunt gemischte Publikum herzlich begrüßt und die Mitwirkenden des Konzerts vorgestellt werden. Gleich zu Beginn ertönt das geistliche Loblied "Du meine Seele, singe" in einer instrumentalen Version für Orgel und Saxofon. Die ursprünglich 1666 von Johann Georg Ebeling für einen anderen Text komponierte Melodie wird heute von Organist Benjamin Jäger und Saxofonist Uwe Murek in einer modernen Fassung dargeboten. Das Zusammenspiel der beiden Instrumente verleiht dem alten Kirchenlied eine frische, beinahe jazzige Atmosphäre - ein gelungener Auftakt. Noch deutlicher wird die stilistische Öffnung beim zweiten Stück. Das bekannte Thema aus dem Film "Forrest Gump" spielen die beiden in einer leicht swingenden Version, die sehr stimmig wirkt. Orgel und Saxofon erzeugen ein emotionales Klangbild, das vom Publikum mit herzlichem Applaus belohnt wird.
Sanfte Orgelklänge läuten das Lied "Wind trägt alle Worte fort" ein, zu denen die Rostocker Sängerin Susi Koch die erste Strophe singt, während sie langsam durch die Reihen in Richtung Altarraum schreitet. Dirk Zöllner folgt ihr bei der zweiten Strophe, die er mit seiner markanten Stimme erklingen lässt. Diese wunderbare Komposition von Franz Bartzsch mündet in ein berührendes Duett von Susi und Dirk. Susi Koch ist heute nicht nur als Sängerin dabei. Sie hat auch maßgeblich am Konzept des Konzertes mitgewirkt und ihren Chor mitgebracht, zusammengestellt aus Sängerinnen und Sängern aus ihrer Heimatstadt Teterow sowie aus dem Raum Rostock. Der dreizehnköpfige Chor feiert heute seine Premiere. Die Energie der Sängerinnen und Sänger und der Spaß am Singen lassen sich in den nächsten drei Stücken spüren, die aus dem Repertoire von Dirk Zöllner stammen.
Das Liebeslied "Zwei Sonnen", erneut im Duett mit Susi Koch, wird von dem Chor getragen, der wie ein Gospel-Chor klingt. Dass Dirk Zöllner vor Aufregung kurz den Text vergisst und dies gekonnt überspielt, macht ihn erneut sympathisch. Das Stück "Strohfeuer" präsentiert sich in einer entspannten Version, bei der ordentlich geschnipst wird. Das Saxofon-Solo von Uwe Murek verleiht dem Stück eine besondere Klangfarbe. Sehr bewegend und kraftvoll ist auch das Liebeslied "In Ewigkeit", dessen Refrain Passagen aus dem "Vater Unser" enthält.
Das Instrumentalstück "Collage" für Orgel und Saxofon von Benjamin Jäger enthält Fragmente aus dem Weihnachtslied "Oh du Fröhliche" sowie aus dem Protestlied "We Shall Overcome". Es fügt sich harmonisch in das Programm ein. Darauf folgen zwei Lieder von Dirk Zöllner, die einmal mehr seine pazifistische Haltung zum Ausdruck bringen: "Idylle im Krieg", gesungen von Susi und Dirk, sowie "Bleifrei", bei dem der Chor wieder mitwirkt. Beide Lieder sind zwei wichtige Antikriegslieder, die gerade in der heutigen Zeit, in der über Kriegstüchtigkeit und Wehrpflicht diskutiert wird, aktueller denn je sind.
Es fasziniert mich immer wieder, welche großartigen Songs Dirk Zöllner im Laufe der Jahre veröffentlicht hat. "Neue Wege" - das Motto des Abends - sowie "Sand" zähle ich ebenso dazu wie "Viel zu weit". Wie so oft bildet dieser Klassiker auch heute den krönenden Abschluss des Konzerts. Das Publikum ist begeistert und fordert eine Zugabe. Bei "Käfer auf'm Blatt", nur von der Orgel begleitet, geht Dirks eindringlicher Gesang unter die Haut. Dirk Zöllner richtet seinen besonderen Dank an Benjamin Jäger, an Susi Koch und ihren Chor, an Uwe Murek sowie an alle Organisatoren, die diesen Abend ermöglicht haben. Auch André Schaier wird für den fantastischen Sound gelobt. Der Beifall will nicht enden und wir genießen abschließend noch einmal die "Zwei Sonnen".
Wie eingangs erwähnt, lassen wir diesen besonderen Abend bei angeregten Gesprächen im Pfarrhaus von Biestow ausklingen. Das nächste und leider auch letzte Konzert des "Orgel plus Festivals" findet am 10. Oktober unter dem Motto "Horns united - organ special" statt - ein Termin, den ich mir vorgemerkt habe.
Setlist:
Du meine Seele, singe (Orgel & Saxofon)
Forrest Gump Theme (Orgel & Saxofon)
Wind trägt alle Worte fort (Susi & Dirk)
Zwei Sonnen (Susi & Dirk und Chor)
Strohfeuer (Susi & Dirk und Chor)
In Ewigkeit (Susi & Dirk und Chor)
Collage (Orgel & Saxofon)
Idylle im Krieg (Susi & Dirk)
Bleifrei (Susi & Dirk und Chor)
Neue Wege (Susi & Dirk und Chor)
Sand (Susi & Dirk und Chor)
Viel zu weit (Susi & Dirk und Chor)
Käfer auf'm Blatt
Zwei Sonnen (Susi & Dirk und Chor)

Das ehemalige Bauerndorf Biestow im Süden Rostocks gehört seit 1950 zur Hansestadt. In der bereits im Jahr 1298 geweihten Feldsteinkirche befindet sich eine historisch bedeutsame Friese-III-Orgel aus dem 19. Jahrhundert, die sich weitgehend im Originalzustand befindet. Seit April dieses Jahres veranstaltet der Förderverein Kirchenensemble Biestow e. V. das "Orgel plus Festival" - eine Konzertreihe mit sechs sehr unterschiedlichen Programmen. Im Mittelpunkt steht dabei stets die Orgel, die in einen spannenden Dialog mit anderen Instrumenten und Kunstrichtungen tritt. Zwar habe ich erst vor Kurzem von diesem Festival erfahren, doch bleibt mir immerhin die Gelegenheit, heute das fünfte Konzert zu erleben, bei dem u. a. Dirk Zöllner zu Gast sein wird. Unter dem Motto "Neue Wege gehen" erwartet das Publikum eine genreübergreifende musikalische Begegnung von Orgel, Saxofon, Gesang und Chor - ein vielversprechendes Experiment zwischen Tradition und Moderne.
Die kleine Feldsteinkirche von Biestow ist an diesem Abend gut gefüllt, als um Punkt 19:30 Uhr das altersmäßig bunt gemischte Publikum herzlich begrüßt und die Mitwirkenden des Konzerts vorgestellt werden. Gleich zu Beginn ertönt das geistliche Loblied "Du meine Seele, singe" in einer instrumentalen Version für Orgel und Saxofon. Die ursprünglich 1666 von Johann Georg Ebeling für einen anderen Text komponierte Melodie wird heute von Organist Benjamin Jäger und Saxofonist Uwe Murek in einer modernen Fassung dargeboten. Das Zusammenspiel der beiden Instrumente verleiht dem alten Kirchenlied eine frische, beinahe jazzige Atmosphäre - ein gelungener Auftakt. Noch deutlicher wird die stilistische Öffnung beim zweiten Stück. Das bekannte Thema aus dem Film "Forrest Gump" spielen die beiden in einer leicht swingenden Version, die sehr stimmig wirkt. Orgel und Saxofon erzeugen ein emotionales Klangbild, das vom Publikum mit herzlichem Applaus belohnt wird.

Sanfte Orgelklänge läuten das Lied "Wind trägt alle Worte fort" ein, zu denen die Rostocker Sängerin Susi Koch die erste Strophe singt, während sie langsam durch die Reihen in Richtung Altarraum schreitet. Dirk Zöllner folgt ihr bei der zweiten Strophe, die er mit seiner markanten Stimme erklingen lässt. Diese wunderbare Komposition von Franz Bartzsch mündet in ein berührendes Duett von Susi und Dirk. Susi Koch ist heute nicht nur als Sängerin dabei. Sie hat auch maßgeblich am Konzept des Konzertes mitgewirkt und ihren Chor mitgebracht, zusammengestellt aus Sängerinnen und Sängern aus ihrer Heimatstadt Teterow sowie aus dem Raum Rostock. Der dreizehnköpfige Chor feiert heute seine Premiere. Die Energie der Sängerinnen und Sänger und der Spaß am Singen lassen sich in den nächsten drei Stücken spüren, die aus dem Repertoire von Dirk Zöllner stammen.
Das Liebeslied "Zwei Sonnen", erneut im Duett mit Susi Koch, wird von dem Chor getragen, der wie ein Gospel-Chor klingt. Dass Dirk Zöllner vor Aufregung kurz den Text vergisst und dies gekonnt überspielt, macht ihn erneut sympathisch. Das Stück "Strohfeuer" präsentiert sich in einer entspannten Version, bei der ordentlich geschnipst wird. Das Saxofon-Solo von Uwe Murek verleiht dem Stück eine besondere Klangfarbe. Sehr bewegend und kraftvoll ist auch das Liebeslied "In Ewigkeit", dessen Refrain Passagen aus dem "Vater Unser" enthält.
Das Instrumentalstück "Collage" für Orgel und Saxofon von Benjamin Jäger enthält Fragmente aus dem Weihnachtslied "Oh du Fröhliche" sowie aus dem Protestlied "We Shall Overcome". Es fügt sich harmonisch in das Programm ein. Darauf folgen zwei Lieder von Dirk Zöllner, die einmal mehr seine pazifistische Haltung zum Ausdruck bringen: "Idylle im Krieg", gesungen von Susi und Dirk, sowie "Bleifrei", bei dem der Chor wieder mitwirkt. Beide Lieder sind zwei wichtige Antikriegslieder, die gerade in der heutigen Zeit, in der über Kriegstüchtigkeit und Wehrpflicht diskutiert wird, aktueller denn je sind.

Es fasziniert mich immer wieder, welche großartigen Songs Dirk Zöllner im Laufe der Jahre veröffentlicht hat. "Neue Wege" - das Motto des Abends - sowie "Sand" zähle ich ebenso dazu wie "Viel zu weit". Wie so oft bildet dieser Klassiker auch heute den krönenden Abschluss des Konzerts. Das Publikum ist begeistert und fordert eine Zugabe. Bei "Käfer auf'm Blatt", nur von der Orgel begleitet, geht Dirks eindringlicher Gesang unter die Haut. Dirk Zöllner richtet seinen besonderen Dank an Benjamin Jäger, an Susi Koch und ihren Chor, an Uwe Murek sowie an alle Organisatoren, die diesen Abend ermöglicht haben. Auch André Schaier wird für den fantastischen Sound gelobt. Der Beifall will nicht enden und wir genießen abschließend noch einmal die "Zwei Sonnen".
Wie eingangs erwähnt, lassen wir diesen besonderen Abend bei angeregten Gesprächen im Pfarrhaus von Biestow ausklingen. Das nächste und leider auch letzte Konzert des "Orgel plus Festivals" findet am 10. Oktober unter dem Motto "Horns united - organ special" statt - ein Termin, den ich mir vorgemerkt habe.
Setlist:
Du meine Seele, singe (Orgel & Saxofon)
Forrest Gump Theme (Orgel & Saxofon)
Wind trägt alle Worte fort (Susi & Dirk)
Zwei Sonnen (Susi & Dirk und Chor)
Strohfeuer (Susi & Dirk und Chor)
In Ewigkeit (Susi & Dirk und Chor)
Collage (Orgel & Saxofon)
Idylle im Krieg (Susi & Dirk)
Bleifrei (Susi & Dirk und Chor)
Neue Wege (Susi & Dirk und Chor)
Sand (Susi & Dirk und Chor)
Viel zu weit (Susi & Dirk und Chor)
Käfer auf'm Blatt
Zwei Sonnen (Susi & Dirk und Chor)
