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Christian Liebig
und Holly Loose

Interview vom 6. September 2025



Eine EP namens "NiemandsHilfe" des Christian-Liebig-Projekts steht in den Startlöchern: Am 26. September erscheint sie sowohl auf CD als auch digital als Stream und Download. Zu dem Projekt gehören der ehemalige Karat-Bassist Christian Liebig, der Sänger Holly Loose und unser Kollege, Texter, Autor und Journalist Christian Reder. Der musikalische Teil dieses Unternehmens, Liebig und Loose, hat ein Gedicht des schreibenden Teils, Reder, in ein Lied umgewandelt. Dieses Lied thematisiert Depressionen, und der gesamte Erlös daraus wird - einvernehmlich von allen Beteiligten - an die Robert-Enke-Stiftung gespendet. Doch wie kam es eigentlich zu diesem Projekt? Und was gibt es sonst noch Wissenswertes darüber zu erzählen? Diesen Fragen ist unser Kollege Mike in einem Gespräch mit Christian Liebig und Holly Loose nachgegangen.




Christian, es ist noch gar nicht so lange her, da warst du für ein Interview bei uns zu Gast. Jetzt bist du wieder da und hast auch etwas mitgebracht, nämlich eine Single. Was ist da drauf und was hat es damit auf sich?
Christian: Es ist eine EP mit vier Liedern, Zwei von meinem Christian Liebig Projekt, bei dem Holly Loose von LETZTE INSTANZ singt, und zwei Bonus Tracks mit Stücken anderer Kollegen. Die Texte stammen von Christian Reder, den ich schon seit über 20 Jahren kenne. Er hat ja in den 10er Jahren die Homepage meiner damaligen Band KARAT gemacht.


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Der Erlös dieser Single wird gespendet, richtig? An wen geht das Geld am Ende?
Christian: Christian Reder hat den Text zu "NiemandsHilfe" geschrieben und wollte ihn der Robert-Enke-Stiftung schenken. Nun kann man mit einem einfachen Text ja nicht allzu viel anfangen - weshalb letzten Endes ein Lied daraus gemacht wurde. Dieses kann man streamen, als Download anbieten oder eben auf CD veröffentlichen, und der Erlös kann dann gespendet werden. Die Robert-Enke-Stiftung wurde nach dem viel zu frühen Tod des ehemaligen Bundesliga- und Nationaltorwarts ins Leben gerufen. Sie verfolgt das Ziel, die Aufklärung - unter anderem über Depressionen - zu fördern. Gelder fließen auch in die Forschung und Behandlung dieser Krankheit. Christian hatte selbst viele Jahre mit der Krankheit zu tun. Es war ihm ein besonderes Anliegen, gerade auch als Fan von Hannover 96, diese Stiftung zu unterstützen. Und das tun wir jetzt hier alle gemeinsam.
Holly: Genau. Mehr kann ich dazu erst einmal auch nicht sagen. Du hast ja schon alles gesagt. :)

Holly, Du bist auch mit von der Partie. Wie kam es denn zu Deinem Mitwirken an diesem Projekt?
Holly: Ich bekam innerhalb einer Woche zwei Anrufe von jeweils einem Christian. Christian Reder schickte mir den Text und Informationen zum Projekt und Christian Liebig fragte mich dann schlussendlich, ob ich das Lied einsingen wolle. Das habe ich natürlich gemacht, da auch ich lange Zeit mit diesem Thema zu kämpfen hatte, mir jedoch glücklicherweise ein Werkzeugkasten gegeben wurde, um dieses Thema unter Kontrolle behalten zu können. Da ich ein eigenes kleines Studio pflege, ging die Umsetzung dann auch ziemlich schnell vonstatten. Um dann die letzten Feinheiten zu besprechen, habe ich Christian Liebig an mein Lagerfeuer geladen und dann war es auch schon rund.

Holly reißt das Thema gerade an … Habt Ihr selbst Berührungspunkte mit dem Thema Depressionen? Christian, über Dich steht im Pressetext und auch in dem eingangs erwähnten Interview, dass Du und Deine Frau unter Mobbing am Arbeitsplatz zu leiden hatten, was letztlich zu einem Burnout führte. Da passt die Aktion für die Robert-Enke-Stiftung ja auf den Punkt, oder?
Christian: Ja, das ist so und der Begriff Mobbing ist in der Gesamtheit der Vorkommnisse und Erfahrungen die wir durchmachen mussten ein verharmlosender Begriff. Zu gegebenen Zeitpunkt werde ich mich detailliert dazu auslassen, auch um anderen Betroffenen zu helfen, welche vergleichbare Erfahrungen mit toxischen Menschen gemacht haben.

Und bei Dir Holly?
Holly: Ja, wie eben angedeutet, hatte ich in den frühen 2000ern damit zu tun. War auch kurzzeitig einmal obdachlos und so weiter. Ich kenne das Leben von der dunklen Seite, was mir nun hilft, diejenigen zu verstehen, die es nicht so leicht haben.


002 1 20250911 1199496226Rezension; HIER



Christian, Du bist der Komponist. Wie kam es zu der Song-Idee, und wieso hast Du Dich angesichts dieser klassischen Rocknummer nicht schon in Deiner vorherigen Band als Komponist ausgelebt?
Christian: Bis auf den Refrain lag die Nummer viele Jahre bei mir in der Schublade und nun kam der Text drauf. Mit Christians Einverständnis habe ich den Text letztlich so angepasst, dass ich ein gutes Gefühl hatte. In den Enterprise Studios wurden dann noch der endgültige Mix und das Mastering gemacht - wie von allen an der Sache beteiligten Personen für 'nen warmen Händedruck. Danke André Kuntze, hast es erwartungsgemäß auf den Punkt gebracht. Grundsätzlich habe ich während meiner Zeit bei KARAT viele Ideen für die Liveshow eingebracht, die dann auch auf der Bühne umgesetzt wurden. Aber eigene Songs anzubieten, auf die Idee bin ich in den ersten Jahren bei KARAT gar nicht gekommen. Ed war ja zumindest im Hintergrund noch präsent. Auch Herbert und Thomas Kurzhals haben Einiges geschrieben. Als Herbert 1997 einen Schlaganfall erlitt und sich 1998 wieder ins Leben zurück kämpfte, war ich mir sicher, dass das Schreiben Therapie für ihn war. Ich habe mich da mit eigenen Songs komplett zurückgehalten. Später nach dem ersten Album mit dem neuen Sänger wurde die Atmosphäre in der Band zunehmend schlechter, was natürlich für kreatives Schaffen nicht gerade förderlich war. Außerdem wurde zunehmend auf Fremdautoren zurückgegriffen, die Songs wurden nicht mehr zur Diskussion gestellt und gemeinsam ausgewählt. Management, Sänger und Gitarrist bestimmten das einfach im Alleingang. Da bekam man dann ein Band mit den Songs, so nach dem Motto, "Geh mal einspielen", das war's. Was dabei herauskam, naja… Da verliert man dann auch die Motivation. Ich hab zwar nach wie vor Songs geschrieben, aber eben nur für mich.

Und von Dir Holly stammt das Streicherarrangement. Hast Du vorher schon mit sowas gearbeitet und wie kommst Du plötzlich in diesen Bereich
Holly: Durch meine Band LETZTE INSTANZ, die ja neben dem normalen Rockbesteck eben auch Cello und Violine auf die Bühne bringt, habe ich im Prinzip schon eine 27-jährige Grunderfahrung mit Rock-Arrangements, in denen Streichinstrumente zum Tragen kommen. Seit ca. einem Jahr beschäftige ich mich mit Orchestrierung und Orchesterarrangement OHNE Rockbesteck, dafür mit dem gesamten klassischen Orchester. Das vorliegende Lied hat mir Christian Liebig als Rocksong geschickt und ich habe ein ca. 25-köpfiges Orchester aus Streichern, Holz- und Blechblasinstrumenten, sowie Percussions hinzu arrangiert. Natürlich ohne das eigentliche Lied in den Hintergrund zu drängen.

Die beiden Bonustracks sind nicht von Euch. Wer steckt genau dahinter?
Christian: Eine weitere Version des Songs "NiemandsHilfe" hat ein junger Mann namens Philipp Trottenberg unter dem Pseudonym Revier gemacht - zusammen mit seinem Vater Andreas Knieper. Der hat neben der Produktion auch noch einige Instrumente für das Lied seines Sohnes eingespielt. So ist diese Version in einer Art Liedermacher-Form entstanden. Als komplettes Gegenstück zu den Versionen von "NiemandsHilfe" ist mit "Meine Dunkelheit" der vierte Song, der ebenfalls auf der EP enthalten ist, zu sehen. Auch musikalisch geht dieser Track in eine ganz andere Richtung: Dahinter steckt das Musikprojekt Yes, Teacher! aus dem Ruhrgebiet, das eher im elektronischen und EBM-Bereich zu Hause ist.

Was erhofft Ihr Euch für die Single?
Christian: Der solidarische Gedanke im Sinne der Stiftung steht hier im Vordergrund und natürlich dem entsprechend etwas Hilfe und Tröstendes. Das Lied soll auch indirekt darauf hinweisen, dass die Betroffenen nicht allein Leid ertragen, es betrifft ja wesentlich mehr Menschen, als gemeinhin angenommen wird.
Holly: Ja, ich erhoffe mir davon ganz klar eine weitere öffentliche Debatte und eine Steigerung des öffentlichen Interesses an diesem Thema.

 
Offizielles Musikvideo:
 


Wie wird es bei Euch weitergehen? Habt Ihr gemeinsame Pläne für die Zukunft?
Christian: Nichts Konkretes, aber nach dieser Produktion mit Holly kann ich mir das zumindest vorstellen. Er ist echt gut und mit so einem richtig professionellen Sänger zu arbeiten ist schon lang her, da kommt Freude auf. Das Menschliche haut auch hin - mit und ohne Bier. Interessanterweise hat auch Christian noch eine Menge guter Sachen in der Schublade liegen. Ich war überrascht. Mal sehen, was daraus noch wird.
Holly: Dem kann ich nur beipflichten. Mit Christian Liebig habe ich einen Künstler kennengelernt, der bodenständig einfach gute und solide Arbeit abliefert, ohne besondere persönliche Befindlichkeiten. Gerade bei Bassisten und Sängern ist die Eigenart der persönlichen Befindlichkeiten je gemeinhin besonders ausgeprägt. Das konnte ich bei Christian nicht feststellen. Guter Mann, mit dem bestimmt noch mehr geht!

Holly, bei Dir muss die Frage logischerweise kommen, warum mit der LETZTEN INSTANZ bald Schluss ist. Wieso geht es nicht weiter?
Holly: So ist der Lauf der Dinge. Wir trennen uns als Freunde und im Guten, weil zum Einen einfach - auch durch die Coronajahre - ein bisschen die Luft raus ist, und zum Zweiten, weil wir mittlerweile mehr Kinder als Band- und Crewmitglieder haben, die auch mal ihre Väter sehen wollen, und zum Dritten weil wir laut dem einfach menschlichen Generationenvertrag uns langsam aber immer schwerwiegender um unsere Eltern kümmern müssen.

Und wo werden Deine Wege hinführen?
Holly: Tja … aktuell baue ich erst mal mein Studio weiter aus, um in der Arbeit mit anderen Musikern flexibler zu sein. Dann werde ich mich um eine Lesetour um Weihnachten herum kümmern. Das mache ich seit 10 Jahren eigentlich jedes Jahr. Da kommt viel Freude auf und viel Whisky fließt die Kehle hinunter. Dieses Jahr wird zum Thema "Weihnachten in Schott- und Irland" gelesen. Da werde ich im Januar eine Kur brauchen.

Ich danke Euch für das Interview und drücke die Daumen, dass viele Leute die Songs wahrnehmen und die Single für den guten Zweck kaufen.
Christian: Ich danke auch und warte mal entspannt ab.
Holly: Same to me


Interview: Mike Brettschmeider
Fotos: Jana Liebig, Sandy Reichel, Stephan Klement




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