
Interview vom 3. September 2025
In der Zeit zwischen den Jahren 1968 und 1973 machte eine Band namens NAUTIKS auf sich aufmerksam. Erste Songproduktionen gab es 1970, die letzten kurz vor ihrem Verbot 1973. Das Licht der Öffentlichkeit erblickten jedoch nur wenige dieser Titel: drei Song-Veröffentlichungen auf DT64-Splitt-Singles, ein paar Sampler-Beiträge - das war's. Dabei gab es damals schon ausreichend Material, um ein komplettes Album zu veröffentlichen. Und das, obwohl die NAUTIKS nur aus Amateurmusikern bestand und der Band der Profistatus niemals zuteil wurde. Zu DDR-Zeiten gab es also keine LP. Jetzt, knapp 52 Jahre später, ermöglicht es das Label ROKKfilm, dass dieses Album endlich als Langspielplatte erscheinen wird. Am 26. September wird es als limitierte Auflage in den Handel kommen. Über die Musikgruppe, ihre Lieder und auch den kurzen und unfreiwilligen Abstecher von Bandchef Gotte Gottschalk zur TBA-Combo konnten wir mit eben diesem jetzt plaudern. Das Gespräch zwischen Gotte und unserem Kollegen Christian könnt ihr hier nachlesen. Unser letztes Interview haben wir 2009 geführt, das ist also sechszehn Jahre her. Wie geht es dir denn und was ist in der Zwischenzeit passiert?
Mir geht es gut. Mein Leben hat sich verändert, ich habe eine neue Lebensgefährtin und ich schaue immer nach vorn.
Du bist also weiterhin ein positiv gestimmter Mensch?
Auf jeden Fall.
Wir wollen uns heute über zwei ganz spezielle Themen unterhalten und dabei tief ins Detail gehen, denn es gibt einen schönen Anlass dafür. Es wird nämlich eine LP der NAUTIKS geben. Freust du dich darauf genauso sehr wie wir?
Sagen wir mal so: Ich bin total geplättet! Ich wusste nämlich überhaupt nicht, was für Titel noch in den Archiven eingelagert sind. Zu manchem Titel werde ich gar nicht recht was sagen können, auch habe ich die Platte noch nicht gehört. So allmählich kommen aber bei mir die Erinnerungen zurück. Spätestens nach dem Hören des einen oder anderen Songs entwickelt sich bei mir im Hirn etwas. Aber es gibt auch Titel, die wurden nie irgendwo gespielt oder gesendet, sondern sind im Archiv verstaubt, und dadurch fehlt hier und da die Erinnerung daran.
Du hast die NAUTIKS 1968 gegründet. Es gab verschiedene Besetzungen, die ich jetzt einfach mal in "Vor der NVA" und "Nach der NVA" aufteile. Die erste Besetzung nahm bereits Songs im Studio auf.
Da muss ich dich korrigieren, denn die allererste Besetzung hat noch keine Aufnahmen gemacht. Wir wurden damals zwangsverpflichtet, nur noch in einem Haus zu spielen, das war das Kulturhaus "Roter Berg" in Erfurt. Die ersten Aufnahmen kamen erst danach.
Ihr habt ja nur ein halbes Jahr zusammengespielt, dann wurden euer Gitarrist Siegfried Busche und Bassist Wolfgang Löbe zur Armee eingezogen. Zur zweiten Besetzung habt ihr aufgestockt, denn jetzt kamen Saxophon, Flöte und Keyboards dazu und plötzlich habt ihr die ersten Rundfunkaufnahmen machen können. Wie kam es dazu?
Luise Miersch reiste zu der Zeit durchs Land, um in den jeweiligen Regionen die gerade angesagten jungen Bands zu suchen. In Erfurt wiederum gab es einen Profimusiker, der gute Beziehungen nach Berlin hatte und der Luise Miersch den Tipp gab, dass die NAUTIKS in dieser Gegend zur Zeit mächtig angesagt waren. Es war die Zeit, als der Staat eine neue Kulturpolitik machen wollte, denn die Ära von Walter Ulbricht war vorbei. Man wollte jetzt also junge Bands fördern, wodurch man sie aber gleichzeitig auch besser unter Kontrolle hatte.
Kannst du dich noch an diese Aufnahmen erinnern? Das dürfte ja für dich auch das erste Mal gewesen sein, dass du in einem Tonstudio gearbeitet hast.
Das war nicht nur für mich, sondern für uns alle neu. Anfangs kamen die Rundfunkleute mit einem 8-Spur-Tonwagen und es ging gar nichts, denn die Tonmeister hatten auch null Erfahrung damit. Wir brauchten allein vier Stunden, um herauszubekommen, wie man nur das Schlagzeug aufnahmetechnisch einstellt und abnimmt. Um die Zeit trotzdem effektiv zu nutzen, da man immer nur vier Stunden Studiozeit hatte, habe ich einfach mal "Lichter in deinen Augen" nur auf der Akustikgitarre plus Gesang aufgenommen und dazu auf der Gitarre noch die Perkussion gemacht. Das gilt als unsere erste Rundfunkaufnahme.
Es war also ein regelrechtes Durcheinander.
Na ja, es war wirklich nicht einfach, denn keiner hatte in technischer Hinsicht Ahnung. Die Tonmeister hatten vorher einen Pionierchor aufgenommen, anschließend ein Streichquartett und dann eine Bigband. Es wurde alles noch im Ganzen aufgenommen und nicht so wie heute jedes Instrument einzeln. Auch synchronisiert wurde seinerzeit noch nichts. Inzwischen hatte man beim Rundfunk aber aus den Dingen gelernt, was dazu führte, dass bei unserem nächsten Studiotermin ein 16-Spur-Wagen vorfuhr, womit man schon eher arbeiten konnte.
Ihr hattet durchaus bekannte Namen in eurer Band, unter anderem Sany Tong, der später zu BAYON ging. Nun habt ihr ja in einer Zeit Musik gemacht, in der nicht an jeder Straßenecke irgendwer rumstand und Musik machte. Wo habt ihr denn die Leute hergeholt, die dann bei den NAUTIKS gespielt haben?
Das war den Beziehungen zum Weimarer Studentenklub geschuldet, denn die Kambodschaner haben in Weimar Musik studiert. Prinz Sihanouk hatte seinerzeit alle außer Landes geschickt, da der Prinz, der selber ja als Popsänger unterwegs war, den großen Wunsch hatte, eine Bigband und ein Sinfonieorchester zu besitzen. Also ließ er die jungen Leute in Weimar Musik studieren. Leider kam dann Pol Pot an die Macht und das große Chaos im Land begann. Das war eine furchtbare Zeit für die Musiker. Aber auch jegliche Intelligenz im Land wurde verfolgt. Lehrer zum Beispiel wurden einfach so erschlagen. Die DDR machte dann den schlimmen Fehler, diese Jungs aus Kambodscha vor die Wahl zu stellen: "Seid ihr für den Sozialismus oder nicht?" Wer für den Sozialismus stimmte, wurde wieder nach Hause geschickt. Diejenigen, die das rechtzeitig erkannten, gingen mit ihrem Pass entweder rüber nach Westberlin oder haben in der DDR geheiratet, wie das zum Beispiel Sonny Thet gemacht hat. Der heiratete eine Erfurterin und konnte dadurch in der DDR bleiben.
Interessant finde ich, dass sich auf der ersten Seite der in Kürze erscheinenden LP von den NAUTIKS ausschließlich Songs aus dem Produktionsjahr 1970 befinden. Eure erste AMIGA-Single erschien aber erst 1971. Das heißt also, ihr müsst ohne Ende Klamotten produziert haben.
Ohne Ende nicht, nein. Aber drei bis vier Titel wurden es schon pro Aufnahmetermin. Was ich nicht wusste: als ich schon bei der Armee war, hat Alexander Jereczinski noch weitere Titel mit unser Sängerin Gabi Merz aufgenommen, unter anderem "Warf eine Rose ins Meer".
Ihr wart bis zu deinem unfreiwilligen Aus bei den NAUTIKS im Frühjahr 1972, als du zur Armee musstest, sehr fleißig. Eineinhalb Jahre später ging es dann weiter. Aber ich möchte hier mal einen Break machen, denn in diesen eineinhalb Jahren Pause bei den NAUTIKS hast du eine zweite Band gegründet, nämlich die TBA-COMBO.
Gegründet habe ich sie nicht, denn diese Band gab es in Torgelow, wo ich meinen Wehrdienst abgeleistet habe, schon immer. TBA steht übrigens für Transport-Bataillon. Es gab dort einen Oberfeldwebel, der immer bei der Ankunft neuer Soldaten am Bahnhof stand und einfach nur fragte: "Wer kann Musik?" Wer Interesse hatte oder aus dem üblichen Armee-Trott raus wollte, hat sich bei ihm gemeldet und landete beim Transport-Bataillon. An den Wochenenden konnte man dann mal mit der Band proben und sich somit den sonstigen Aufgaben entziehen. Und mit ein bisschen Glück gab es auch mal den einen oder anderen Auftritt.
Die Hauptaufgabe der TBA-COMBO war also, als Band der NVA aufzutreten, richtig?
Genau. Es gab in Torgelow ein Kulturhaus, wo an den Sonntagnachmittagen die TBA-COMBO zum Tanz aufspielte.
Wenn du sagst, ihr habt zum Tanz gespielt, gehe ich mal davon aus, dass euer Songmaterial aus Coversongs bestand. Es gibt aber bei AMIGA eine offizielle Single der TBA-COMBO und witzigerweise finden sich im Rundfunk-Archiv auch noch einige Kompositionen der Band. Wo kommen denn diese Lieder her, wer hat die geschrieben?
Da gab es ein paar eigene Nummern. Der erfolgreichste Titel war "Du bist eine Blume". Dafür hat meine Frau den Text geschrieben. Wir sind für die Aufnahmen mit dem LKW nach Schwerin gefahren und haben dort an ein oder zwei Tagen diese Titel aufgenommen.
Was war der Zweck dieser eigenen Titel? Eigentlich habt ihr doch immer nur zum Tanz gespielt. Warum habt ihr also diese Eigenproduktionen aufgenommen? Wolltet ihr wie das Bundeswehrorchester eine ganze Platte machen?
Das war Luises Verdienst. Die wollte, dass ich auch während meines Wehrdienstes irgendetwas mit Musik machen kann. Übrigens hatten wir auch noch eine besondere Gastrolle in dem Film "Der Regimentskommandeur". Die Band, die dort im Film zu sehen und zu hören ist, das waren wir von der TBA-COMBO.
Mit wem hast du damals zusammen gedient und zusammen in der TBA-COMBO gespielt?
Ein bekanntes Gesicht war zum Beispiel Uwe Peschke, der Schlagzeuger der Gruppe KREIS. Der Bassist war mein Freund Karl-Ernst Möller aus Apolda. An der Orgel stand unser Oberfeldwebel, der immer wieder neue Leute in die Band holte. Und witzigerweise gehörte nach meiner Zeit auch Hans-Joachim "Neumi" Neumann dazu.
Jetzt kennen wir alle die Theorie und wissen, dass ihr eigene Songs gemacht habt, aber wir kennen diese Songs nicht, mit Ausnahme der einen Single "Du bist eine Blume". Was für Musik habt ihr bei der TBA-COMBO gemacht? War das Prog Rock oder wie kann man das nennen?
Ich war ja damals stark beeinflusst durch BLIND FAITH und solche Sachen. Entsprechend kam das vor allem bei "Du bist eine Blume" durch. Natürlich mussten wir als Band mehr Ost-Songs bringen und haben da zum Beispiel Musik von TEAM 4 oder den ROTEN GITARREN ausgeliehen.

Gotte bei den NAUTIKS und Gotte heute
Okay, das galt ja in erster Linie, wenn ihr zum Tanz gespielt habt. Aber in welche Richtung gingen eure selbstkomponierten Lieder? Schlager war es sicherlich nicht.
Nein, Schlager war es auf keinen Fall, das sollte schon Rockmusik sein. Aber ehrlich gesagt machten wir uns darüber überhaupt keinen Kopf. Wir wollten vor allem Spaß haben und die Titel sollten gut klingen. Wahrscheinlich hat man das damals als Beatmusik bezeichnet.
Nach deiner Armeezeit hast du die NAUTIKS wieder an den Start gebracht. Unter anderem gehörten Werner Zentgraf, Volkmar Jaschke und Siegfried Hörger zu dieser Besetzung. Habt ihr gleich wieder losgelegt und neues Material erarbeitet?
Richtig, wir haben sogar einige Titel davon aufgenommen.
Wenn man sich diese jetzt erscheinende Platte von den NAUTIKS anhört, fällt auf, dass die Songs von 1970 komplett anders klingen als die aus den Jahren 1972/73. Die ersten Nummern klingen noch nach Beatmusik, während die späteren Nummern schon eher in Richtung ProgRock gehen. Liegt der hörbare Unterschied im Sound an den neuen Leuten nach deinem Break oder habt ihr euch einfach weiterentwickelt? Wie kann man diese Unterschiede beim Sound am besten erklären?
Ja, zum einen hatten wir uns selbst natürlich weiterentwickelt, aber vor allem hatte man inzwischen schon ganz andere technische Möglichkeiten. Es gab jetzt andere Verstärker und auch insgesamt bessere Anlagen. Und wir hatten als Band ein ganz anderes Equipment, was uns aber leider auch den Hals gebrochen hat. Unser Keyboarder Alexander Jereczinski hatte nämlich eine Fox-Orgel, kaufte sich dann aber für schlappe 24.000 Mark einen Yamaha-Synthesizer. Das war für uns der Todesstoß, denn irgendwem fiel das auf und schon kam der Zoll vorbei und wollte wissen, wo die Orgel herkommt.
Das war eine ziemlich schwarze Stunde, denn ihr wart gerade steil auf dem Weg nach oben, weil eure Musik total geil war. Die Leute, die sich jetzt eure Platte kaufen, werden ganz schnell nachvollziehen können, was für tolle Songs ihr hattet. Und mitten auf diesem Weg nach ganz oben kam euch diese blöde Sache in die Quere. Was genau war da eigentlich los?
Ach weißt du, sowas passierte mir ja nicht nur einmal. Als ich das erste Mal zur Armee musste, krachte es ja auch schon. Meine Frau war im achten Monat schwanger, als wir drei Tage vor meinem Einritt zur Armee einen schweren Autounfall hatten. Eigentlich war ich durch den Unfall für den Wehrdienst überhaupt nicht tauglich, aber die Genossen sagten: "Sie werden bei uns geheilt". Also blieb ich eineinhalb Jahre da und wurde "geheilt". Irgendwie kam mir das alles sehr komisch vor. Wir hatten inzwischen überall Erfolg als Band und da dachten sich die Oberen wohl: "Lass uns mal gucken, wie wir dazwischenhauen können." Diese ganzen Bezirksfürsten tickten ja alle völlig anders, die waren zumeist total systemtreu.
Sind euch diese Typen, die euch damals in die Quere kamen, namentlich bekannt?
Na klar. Da gab es den Stadtrat Bornemann, der für die Kultur verantwortlich war. Dann gab es noch einen kleinen Giftzwerg, der ein hoher Offizier war und eigentlich zuständig war für die Kulturhäuser in Erfurt. Das war schon alles mit Bedacht gemacht. Als Betroffener konnte man nicht auf alles vorbereitet sein. Vielleicht gab es auch einige Neider. Jedenfalls kloppte man uns immer wieder mit dem Knüppel zwischen die Beine.
Einige von euch erwischte es ja recht übel, die durften hinterher gar nichts mehr machen.
Ich hatte Glück, dass die Gesamtsumme meiner Instrumente nicht über einen gewissen Wert hinausging, denn ab einer Summe X bist du abgewandert in den Knast. Ich glaube, das waren 40.000 Ostmark. Betroffen von dieser Regelung waren unser Keyboarder Alexander Jereczinski und Werner Zentgraf. Bei mir waren es circa 35.000 Mark. Wobei ich bis heute meinem Freund Werner Zentgraf dankbar bin, weil ich in seinem Keller noch eine Lautsprecherbox stehen hatte, die die Summe bei mir ansonsten vollgemacht hätte. Werner ist dafür ein Jahr lang ins Gefängnis gegangen, hat mich aber niemals verraten. Das ist der Baustein unserer ewigen Freundschaft.

Die NAUTIKS
Solche Geschichten wie mit der Zollaffäre kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Gerade jüngere Leute und speziell jüngere Musiker haben gar keine Vorstellung davon, unter welchen widrigen Bedingungen ihr seinerzeit arbeiten musstet.
In Berlin war es ja komischerweise so, dass solche Dinge dort überhaupt keine Rolle spielten und niemanden ernsthaft interessierten. Deshalb ärgerte es diese Fürsten in Erfurt ja umso mehr, dass die Jungs, die in Thüringen lebenslanges Spielverbot hatten, in Berlin wieder aufblühten und sogar Erfolg hatten.
Vielleicht hättest du auch ein Lied wie "Ein himmelblauer Trabant" schreiben sollen, dann hätten die dich in Ruhe gelassen (grinst).
(lacht) Da könntest du Recht haben. Aber da fällt mir eine andere Geschichte ein. Auf meiner Solo-LP war ja auch das Lied "Traum vom Baum" drauf. Dieses Lied haben wir vier Jahre lang angeboten, aber die Herrschaften vom Lektorat meinten immer wieder, das würde nach Küche riechen, weil der Name meiner Frau mit draufstand. Nun kannte man ja in der DDR das Spiel, dass man einen Titel, der abgelehnt wurde, erstmal beiseite legt und ihn dann ein oder zwei Jahre später erneut anbietet. Bei uns dauerte es eben vier Jahre, bis der Titel grünes Licht bekam. Zum Festival des politischen Liedes haben wir es dann aufgeführt und was soll ich dir sagen? Zu diesem Lied haben Egon Krenz und seine Frau sogar getanzt.
Als wenn der Ahnung von Musik gehabt hätte (grinst). Wenn man jetzt auf die NAUTIKS-Zeit zurückblickt und sieht, alles liegt in Trümmern und die NAUTIKS dürfen als Band nicht mehr auftreten, was passierte denn mit den ganzen Liedern, die ihr geschrieben hattet? Durften die denn noch in anderer Form oder von anderen Leuten gespielt werden?
Darauf hatten wir leider keinerlei Einfluss.
Ich stelle die Frage mal anders: ihr habt ja diese Unmengen von Ideen für eure Lieder gehabt und wart ziemlich stolz auf eure Arbeit. Und plötzlich dürft ihr all das nicht mehr verwenden. Was macht das mit einem?
Natürlich zieht einen das irgendwie runter, aber trotzdem musste es weitergehen und man hat nach vorne geschaut. Bei mir war es so, dass ich mein Wirken bei der HORST KRÜGER BAND fortgesetzt habe.
Aber du hast das Songmaterial der NAUTIKS danach auch nie wieder verwendet?
Nein. Da hing ja immer wieder diese ganze Frustration mit dran. Man konnte diese Zeit einfach nur abhaken und weitermachen.
Umso schöner, dass diese Musik 50 Jahre später doch noch ans Licht der Welt kommt.
Stimmt, das ist echt verrückt.
Auch wenn das Kapitel NAUTIKS für dich beendet war, hat sich die Band später mit anderen Leuten noch einmal neu formiert. Aber dennoch bist du mit diesen Jungs ins Studio gegangen und ihr habt zusammen deine Solo-LP eingespielt.
Zumindest haben sie die ersten vier Titel der LP eingespielt. Für die andere Hälfte hieß die Band dann PRINZZ.
Lass uns doch mal über ungelegte Eier reden. Was wäre gewesen, wenn man die NAUTIKS nicht abgeschossen hätte. Wo wäre die Reise hingegangen?
Ich glaube, recht weit, denn wir waren zu der Zeit sehr gut im Rennen. Wir waren eine tolle Band, die Musiker waren allesamt spitze.

Die NAUTIKS
Da kann man sich nur bei den Idioten bedanken, die euch das damals kaputtgemacht haben.
Na ja, die NAUTIKS als solche haben ja trotzdem weitergemacht, auch wenn Volkmar Jaschke der einzig Verbliebene aus unserer großen Zeit war. Die anderen wie z.B. Werner Zentgraf und Siegfried Hörger machten weiter bei der Gruppe VITAL, die von Thüringen bis hoch nach Berlin auch sehr erfolgreich waren.
Du sagst, die NAUTIKS haben ohne dich weitergemacht. Aber so richtig erfolgreich waren sie dann nicht mehr…
Das wollten die auch gar nicht. Volkmar Jaschke arbeitete als Lehrer und die anderen hatten auch keinen Bock, groß aufzufallen. Peter Förster, der Keyboarder und Sänger, wohnte in Sonneberg und hatte immer eine weite Anreise, wenn die Band irgendwo eine Mugge hatte. Deshalb ging das nach und nach den Bach runter.
Die Geschichte mit den NAUTIKS ist jetzt also über 50 Jahre her und nun erscheint Ende des Monats diese Platte. Was wünschst du dir für die Scheibe?
Ich wünsche mir, dass es ein reges Interesse gibt und dass sich Menschen finden, die sich für diese Musik interessieren.
Gotte, ich danke dir für dieses Gespräch.
Ich bedanke mich ebenfalls und hoffe, dass ich irgendwann einmal die Platte in den Händen halten darf. Schließlich habe ich mir extra einen Plattenspieler gekauft. Natürlich nicht nur wegen meiner Platte, sondern weil ich in letzter Zeit so viele alte Platten gesehen und gekauft habe, dass ich mir notgedrungen einen Plattenspieler kaufen musste.
Interview: Christian Reder
Übertragung: Torsten Meyer
Fotos: Gotte Gottschalk privat
Übertragung: Torsten Meyer
Fotos: Gotte Gottschalk privat

